RÉSUMÉ
Suzanne Perrottet ist eine Jahrhundertgestalt in der Entwicklung des modernen Tanzes. An allen Brennpunkten war sie als Pionierin mit dabei: in Genf und Hellerau mit Jaques-Dalcroze, auf dem Monte Verità mit Rudolf von Laban, in Zürich bei Dada, in den 1920er Jahren bei der pädagogisch-therapeutischen Verbreitung der neuen Bewegungs- und Ausdrucksformen, 1939 auf der legendären Schweizer Landesausstellung, nach dem 2. Weltkrieg als renommierte Lehrerin und international gefragtes Jury-Mitglied.
Dem neuen Tanz, wie Suzanne Perrottet, Rudolf von Laban, Mary Wigmann und andere ihn entwickelten, lag eine lebensreformerische Utopie zugrunde: Der neue Tanz sollte der Disharmonie von Körper, Seele und Geist entgegenwirken, wie sie als Folge der modernen Industriegesellschaft entstanden war. In der freien und ausdrucksvollen Bewegung sah man die Möglichkeit, die natürliche, ganzheitliche Harmonie des Menschen zurückzugewinnen. Dazu galt es, den Tanz von den Fesseln der Musik und Pantomime zu befreien und seine autonome Form wieder herzustellen. Zugleich sollte der Tanz nicht mehr eine Spezialdisziplin künstlerischer Artistik sein, sondern das Allgemeingut jeder gesunden Lebensform. Auch sein therapeutisches Potential war neu zu entfalten. In der reichhaltigen Geschichte des Tanzes im 20. Jahrhunderts hat es wenige gegeben, die sich diesen Zielen ähnlich intensiv verschrieben haben wie Suzanne Perrottet – und noch wenigere, die so lebendig und amüsant davon zu berichten wussten. Suzanne Perrottet hat ihre Erinnerungen am Ende ihres langen Lebens dem Zürcher Fotografen und Filmemacher Giorgio Wolfensberger erzählt mit dem Ziel, daraus ein Buch zu formen. Als sie am 10. August 1989 unerwartet starb, hatte sie etwa zwei Drittel ihrer Biographie Revue passieren lassen. Aus diesem Material entstand das vorliegende Buch.